August Haarmeyer, der letzte Besitzer des Gasthauses, der im Jahr 2000 verstorben war, vermachte seinen gesamten Besitz dem Sondervermögen der Kirchengemeinde, das durch die Stiftung der Witwe Kitzero entstanden war (mehr dazu hier .)
Das Gasthaus wurde einem Pächter überlassen, der das Haus weiter führte. 2018 gab er seinen Betrieb auf und einigte sich mit dem Kirchenvorstand auf eine Rückabwicklung des Mietkaufvertrags. So war der alte Haarmeyer wieder in Händen der Kirchengemeinde.
Es bildete sich eine Gruppe aus Mitgliedern des Kirchenvorstands und interessierten Ehrenamtlichen, die sich der Aufgabe stellten, ein Zukunftskonzept für den alten Haarmeyer zu entwerfen.
Zunächst versuchte man, einen Gastronom als nachfolgenden Pächter zur Weiterführung des Betriebs zu gewinnen. Doch alle Angesprochenen waren sich einig, dass sowohl die Größe der Immobilie als auch der Renovierungs- und Investitionsbedarf überwältigend waren und die Idee, durch Gastronomie schwarze Zahlen schreiben zu können, utopisch war. Nach mehrfachen Versuchen sah man ein, dass diese Idee in eine Sackgasse führte.
Überlegungen, das Haus durch die Gründung eines Vereins oder einer Genossenschaft retten zu können, scheiterten ebenfalls am zu hohen Investitionsbedarf.
In unzähligen Diskussionen, die sich über lange Abende erstreckten, wurde nach einer zukunftsfähigen Lösung gesucht. Angebote von außen, das Haus zu kaufen, hatte es mehrere gegeben. Diese bezogen sich allerdings auf Abriss und Neubau von Wohnungen. Darin waren sich alle Beteiligten einig: Das durfte nicht passieren!
Eine neue Idee keimte langsam auf: ein Dorftreff. In der Tradition des Gasthauses sollte der alte Haarmeyer als Treffpunkt und kultureller Mittelpunkt im Ort erhalten bleiben. Doch die Kirchengemeinde konnte das allein nicht tragen, dafür war das Haus zu groß. Aber mit der Idee, das Pfarrheim der Kirchengemeinde hierher umziehen zu lassen, war ein Anfang getan. Der Platz direkt gegenüber der Kirche ist dafür prädestiniert.
Vertragsunterzeichnung beim Notar: Kirchenngemeinde, Gemeinde Neuenkirchen, Samtgemeinde Neuenkrichen
Um das gesamte Haus mit Leben zu füllen – und es finanziell zu tragen – bedurfte es weiterer Partner. Die fanden sich nach ausführlichen Gesprächen mit der Gemeinde Neuenkirchen und der übergeordneten Samtgemeinde Neuenkirchen. Beide haben zukünftig einen Platzbedarf, der durch den alten Haarmeyer gedeckt werden kann.
In einem seltenen – wenn nicht sogar einzigartigen – Zusammenschluss, haben sich Kirchengemeinde, kommunale Gemeinde Neuenkirchen und Samtgemeinde Neuenkirchen in einer gemeinnützigen Gesellschaft – »Dorftreff beim alten Haarmeyer gGmbH« – zusammengetan und sind gemeinsam Träger des Hauses. Ein Aufsichtsrat aus Mitgliedern des Kirchenvorstands, des Gemeinderats und des Samtgemeinderats lenkt die Entwicklung. Ulf Dieckmann als Geschäftsführer der gGmbH ist dabei treibende Kraft in allen Belangen.
Die Bürgerinnen und Bürger von Neuenkirchen sehen ihr Dorf in schnellem Tempo wachsen. Der Ruf nach einer Dorfmitte, Treffpunkten und Orten für soziale, gesellschaftliche und kulturelle Zusammenkünfte wird immer lauter. Es braucht Orte, an denen man ohne kommerziellen Zwang zusammen kommen kann. Die Gemeinde Neuenkirchen ist Teil der Dorftreff beim alten Haarmeyer gGmbH, um den Bürgerinnen und Bürgern solche Begegnungsmöglichkeiten zu bieten.
Der alte Saal, Vorsaal und Multifunktionsräume (einer davon mit Gaststätteneinrichtung, aber ohne professionelles, gastronomisches Angebot) stehen für unterschiedlich große Gruppen zur Verfügung. Auf dem Saal sollen wie gewohnt Familienfeiern, Theateraufführungen, Tanzkurs, Konzerte und Feste stattfinden. Dem Verein »Kleine Hilfen« steht als allgemeine Anlaufstelle ein Büro zur Verfügung.
Die Samtgemeinde ist in der Pflicht, Raum für Kreismusikschule und Jugendtreff anzubieten. Beides ist momentan in den Räumlichkeiten der Grundschule oder Goode-Weg-Oberschule untergebracht. Da in den Schulen der Platz für Ganztagsangebot und Mensa benötigt wird, bieten sich die Räumlichkeiten im alten Haarmeyer an. Im oberen Stockwerk (barrierefrei erreichbar) wird ein großzügig geschnittener Musikbereich eingerichtet. Neben mehreren Räumen für Einzel- oder Kleingruppenunterricht (u.a. Keyboard, Bläser, Streicher, Schlagzeug) stehen zukünftig ein kleines Tonstudio und ein Ensembleprobe-Raum zur Verfügung, der auch für kleine Konzerte genutzt werden kann. Möglichkeiten für Band-Proberäume sind in der Überlegung.
Der Jugendtreff wird in den Räumen des ehemaligen alten Ladens untergebracht. Neben Billardtisch und Playstation sollen auch Bereiche für Lounge- und Sitzecken mit Café-Charakter entstehen. In Gedanken an die gute Seele des Hauses, soll der Jugendtreff das »Emmis« werden.
Der hohe Investitionsbedarf für Umbau und Sanierung blieb natürlich bestehen – und zwar in einer Größenordnung, die die gGmbH nicht alleine aufbringen konnte. Ein Dorftreff erwirtschaftet schließlich keinen Gewinn, mit dem man kostendeckend hätte kalkulieren können. Die Bewerbung um Aufnahme in das Projekt der Sozialen Dorfentwicklung brachte Bewegung ins Spiel.
Im Rahmen der Sozialen Dorfentwicklung »Dorfregion Neuenkirchen – Merzen« ist der Dorftreff Beim Alten Haarmeyer mit seinen verschiedenen Nutzungsbereichen inzwischen zu einem Leitprojekt geworden. Das Bild zeigt Herrn Wencker und Herrn Bendig vom Amt für Regionale Landesentwicklung bei der Überreichung der Förderbescheide für den Dorftreff. Umrahmt von Vertretern der Gesellschafter und Aufsichtsratsmitgliedern. Das Amt für Regionale Landesentwicklung berät auch bei der Einhaltung der Vergabevorschriften und der ortstypischen Gestaltung des Gebäudes.
Weitere Mittel konnten durch die Förderung der energetischen Nutzung der KFW Bank für nicht Wohngebäude eingeworben werden.
Die Pläne für den Dorftreff sind mittlerweile ausgereift und in der Umsetzung. Hier seht ihr, wie es hoffentlich bald werden soll.
Zu den Plänen